2015 waren wir mit unseren Mountainbikes und einem Filmteam in MALAWI, um dort ein bis dahin noch unbefahrenes Bergmassiv zu erkunden. Das Mulanje Massiv im Süden des Landes ist ein gewaltiger Berg mit bis zu 3000 m hohen Granitwänden.
In unserer investigativen Sportdokumentation CEDARWOODTRAILS geht es aber nicht nur um unser Mountainbike-Abenteuer, sondern auch um die massive illegale Abholzung und über beispiellos gescheiterte Aufforstungskampagnen.
2017 kehren wir nach Malawi zurück und bestärken die Menschen vor Ort, dass sie ihren Umgang mit den eigenen Ressourcen nachhaltig verbessern können. Hilfe durch Selbsthilfe, das gemeinsame ALEVI COOKING STOVE Projekt entsteht.
Weltweit kochen mehr als zwei Milliarden Menschen mit Holz oder Kohle, in Malawi sind es sogar 97 Prozent der Bevölkerung. Im Südosten des Landes rund um das Mulanje Gebiet leben 120.000 Familien, die mit der traditionellen Feuerstelle ca. 960 Tonnen Feuerholz am Tag verbrennen, das entspricht 8 Kilogramm Holz pro Tag pro Familie. Inzwischen stellen Holzkohle und Feuerholz eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen im ländlichen Raum dar. Die Nationalparks und Reservate werden zunehmend von Köhlern für die illegale Produktion von Holzkohle geplündert. Der Holzkohlenhandel ist nach Tabak und Tee der drittgrößte Wirtschaftsfaktor des Landes. Sein Gesamtwert wird auf jährlich 57 Millionen Dollar geschätzt und beschäftigt rund hunderttausend Menschen. Die Entwaldung schreitet in Malawi rasant voran.
Das traditionelle Kochen mit Brennholz oder Holzkohle ist zudem äußerst gesundheitsgefährdend. Der Feinstaub, die Rußpartikel und die toxischen Substanzen im Rauch verursacht schwere Herz- und Lungenerkrankungen bei Frauen und Kindern, viele erleiden schwere Verletzungen durch Verbrennungen. Wer in einem geschlossenen Raum über offenem Feuer kocht, inhaliert so viel Rauch wie beim Konsum von 40 Zigaretten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass jährlich weltweit 1,6 Millionen Menschen an der schädlichen Rauchentwicklung sterben, die während des Kochens entsteht, die Hälfte davon Kinder unter 5 Jahren. In Malawi gehen laut WHO jährlich knapp neun Prozent aller Todesfälle direkt auf das Konto von Kochrauch. Weltweit stirbt alle zehn Sekunden ein Mensch an den Folgen von Rauchbelastung durch Kochen. Kochen tötet somit mehr Menschen als Malaria und HIV/Aids zusammengenommen.
Malawi hat eine der höchsten Entwaldungsraten der Welt. Jährlich verliert das Land fast drei Prozent seiner Wälder. Der Holznachwuchs kann mit dem Verbrauch nicht mithalten. Durch die Entwaldung wird das Wasser knapp, Feuchtgebiete trocknen aus, biologische Vielfalt geht verloren, Flüsse versanden.
Malawi gehört zu den 16 Ländern der Welt mit "extremem Risiko" für negative Klimawandel-Effekte. Dürren, extreme Regenfälle und Überschwemmungen haben an Häufigkeit und Intensität zugenommen. Die Folgen sind Ernteausfälle und chronische Ernährungsunsicherheit.
In Malawi liegt das Pro-Kopf-Einkommen der ländlichen Bevölkerung bei knapp einem US Dollar pro Tag. Die zunehmende Brennstoffknappheit führt zu horrenden Preisen für Holz und Kohle. Frauen und Kinder müssen für das Sammeln von Brennholz zudem immer weitere Wege in Kauf nehmen.
Energieeffiziente Kochherde scheinen eine Lösung zu sein. 2013 wurde Malawi ein Partner der Globalen Allianz für saubere Kochherde ( Global Alliance for Clean Cookstoves ) und hat sich ein ambitioniertes Ziel für sein Land gesetzt: in zwei der etwa drei Millionen Haushalte sollen bis 2020 saubere und energieeffiziente Kochherde die offenen Feuerstellen ersetzen. Bis jetzt hat sich der Herd noch nicht durchsetzen können, nur eine geschätzte halbe Million sind verkauft worden. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von knapp einem US-Dollar am Tag ist es vielen Familien nicht möglich energie- und damit kostensparende Öfen zu erwerben. Deshalb verbringen Frauen und Mädchen immer noch jeden Tag viele Stunden damit, Holz zu sammeln. Brennholz ist in den meisten afrikanischen Ländern noch frei zugänglich, bis jetzt.
Ein deutscher Ingenieur, der seit über 10 Jahren seinen Ruhestand in Malawi verbringt, hat einen tragbaren Lehmofen entwickelt, der einfach und schnell herzustellen ist. Zweieinhalb Jahre hat Peter Negele damit verbracht, Prototypen herzustellen und auszuprobieren. Der Energiesparofen besteht hauptsächlich aus Lehmerde und Sand, die Materialkosten sind daher gering. Für die Fertigung dieses Lehmofens ist aufgrund einer speziellen Stampfmethode kein Brennherd erforderlich, defekte Teile können durch seine Modulbauweise kostensparend ersetzt werden. Der daraus entstandene ALEVI COOKING STOVE benötigt fünf mal weniger Holz als die traditionelle Feuerstelle. Für das Kochen über offenem Feuer braucht eine malawische Familie zehn Kilogramm Holz am Tag, der ALEVI kommt damit fast eine Woche lang aus. Neben der Einsparung an Brennholz um bis zu 70 Prozent findet die Verbrennung nahezu rauchfrei statt.
Modulbauweise aus 6 Seitenteilen und 1 Bodenplatte, Hauptmaterialien Lehmerde und Sand, Aushärtung an der Luft, haltbar und hitzefest, wärmespeichernd, tragbar, angepasst an gängige Topfgrößen
Fertigung in kleinen Betrieben vor Ort, Herstellung ohne Strom und Brennherd, einfache Bauweise mit Stampfformen, Bauweise leicht erlernbar, geschulte Fachkraft stellt zwei Öfen pro Tag her
geringer Holzverbrauch, geringe Rauchentwicklung, sichere Handhabung, bedienungsfreundlich, tragbar, Restwärme nutzbar, Arbeitsplätze, Erwerbseinkommen
Ende Mai 2017 kehren wir nach Malawi zurück mit dem Plan, im Dorf Tchete am Fusse des Mulanje Massivs das Pilotprojekt ALEVI STOVE PRODUCTION zu starten. In dem Dorf, in dem es weder fließend Wasser noch Strom gibt, leben 500 Familien, die alle auf offenem Feuer kochen. Das Projekt soll den Dorfbewohnern ermöglichen, saubere und energieeffiziente Öfen für den Eigenbedarf zu bauen und in Folge auch an Familien in den Nachbardörfern zu verkaufen. Bereits 2015 bei unserem ersten Besuch haben wir mit dem Dorfvorsteher Wyson Binali und seinem Assistenten Maxwell L. Chisakamire die Lehmofen-Entwicklung von Peter Negele besprochen. In den zwei dazwischenliegenden Jahren haben wir das Startkapital organisiert, mit dem nun eine Arbeitshütte zur Herstellung von ALEVI Lehmöfen aufgebaut wird. Sechs Frauen aus dem Dorf werden durch erfahrene Trainer aus dem Team um Peter Negele im Alevi Herdbau geschult. Alle notwendigen Materialien und der Bau der Arbeitshütte, der Ankauf der Stampfformen sowie die Fertigungsschulung wird mit den gesammelten Spenden finanziert.
Gemeinsam mit einheimischen Arbeitern wird eine Arbeitshütte mitten im Dorf gebaut, dadurch kann zusätzliches Erwerbseinkommen geschaffen werden.
Die Filmpremiere findet Anfang April in Innsbruck statt. Wir stellen den Film auf Messen und Festivals vor, halten Vorträge unter anderem in München, Wien und Bremen. Im August erhält CEDARWOODTRAILS den St. Anton Filmfestpreis.
Im Rahmen der Filmaufnahmen zur Sportdokumentation CEDARWOODTRAILS besuchen wir das Dorf Tchete am Fusse des Mulanje Massivs, um die Bewohner zur massiven Abholzung am Berg zu interviewen.
„Unglaublich, was aus einem ursprünglich als Bike-Abenteuer geplanten Trip alles hervorgehen kann. Wir bedanken uns bei Axel und Sylvia für Ihr einzigartiges Engagement bei dem Projekt und Hannes für die tolle visuelle Umsetzung des Filmes „Cedarwoodtrails“. Ich bin wirklich stolz, das wir „VAUDE“ euch bei diesem nachhaltigen Projekt unterstützen durften.“
Florian Mayerhoffer, VAUDE Marketing Manager„Die Leute in den Dörfern brauchen drei Dinge: Wasser, Essen und Feuerholz. Wir müssen ihnen helfen, den Holzverbrauch zu reduzieren. Das ist alles.“
Peter Negele, Entwickler des Alevi Ofens„I was inspired by your interest in environmental conservation in Malawi. Trough the knowledge I have obtained for Mzuzu University during the time i have been studying for my degree, I believe with support from interested partners I can implement an initiative to train Tchete village club members on basic home solar system installation and maintenance so that they can also be change agents in their village towards promoting renewable energy technologies.“
Edson Kathumba, Winner of Mzuzu University Best Student Award 2017„I am proud to support this project which enables local communities to reduce their firewood consumption and also gives them opportunities to make business by helping conserving the environment with their own stove production.“
Daniel Penn, Reisefotograf„It's an amazing and surely sustainable project where it was really inspiring to witness how the people have taken up the challenge, attended the courses and now selling the ovens in order to make them a living. Keep up the good spirit!“
Martin Zabrodsky, Mitarbeiter von SOS Kinderdorf InternationalDu kannst das Projekt mit einer Spende unterstützen. Die Spendengelder fließen zur Gänze in das Projekt vor Ort, unsere Arbeit ist ehrenamtlich und ohne Spesenentschädigung. Wenn du derzeit keine Möglichkeit siehst, unser Projekt zu unterstützen: Erzähle von uns und vernetz uns. Informiere uns über ähnliche Initiativen und Projekte. Verkleinere deinen ÖKOLOGISCHEN FUSSABDRUCK .